Jeder sittlich verantwortliche Mensch wird entweder zwei Geburten oder zwei Tode erleben. Wir sollten auch heute noch die Frage stellen, die von einem Mann namens Nikodemus erhoben wurde: „Wie kann das sein?“
So befremdlich es sein mag, jeder sittlich verantwortliche Mensch wird entweder zwei Geburten oder zwei Tode erleben. Wir sollten auch heute noch die Frage stellen, die von einem Mann namens Nikodemus erhoben wurde: „Wie kann das sein?“ Jesus hatte ihm soeben verkündet: „Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Johannes 3,3).
Gewiß würden wenige Menschen aufrichtig sagen, daß sie tief in ihrem Herzen nicht das Verlangen hätten, den Himmel als ewige Heimat zu finden. Christus lehrte unmißverständlich, daß es außer der zweimaligen Geburt keinen Zugang zum Reich Gottes gibt. Wir wollen nun diese zweite Geburt betrachten.
Christi Worte deuten sofort an, daß das, was der Mensch durch seine natürliche Geburt empfängt, nicht genügt, um ihn für den Himmel bereit zu machen. Wir mögen äußerlich ein gesittetes Leben führen, sauber in unserer Rede und ehrlich bei unseren Geschäften mit den Mitmenschen sein. Doch wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind, wissen wir, daß wir nicht wirklich das sind, was wir sein sollten. Tief im Herzen eines jeden von uns ist oder war die Finsternis der Sünde, was Ungehorsam und Rebellion gegen Gott bedeutet.
Besonders wenn wir die biblischen Maßstäbe und Forderungen nach Heiligkeit betrachten, müssen wir alle zugeben, daß wir nicht in der Lage sind, uns vor Gott mit einem eigenen Verdienst zu rechtfertigen. Es bedurfte und bedarf wirklich jeder eines neuen Geistes und eines neuen Lebens, das heißt, einer Neugeburt. Hierdurch werden wir mit dem Willen Gottes in Einklang gebracht.
Die Neugeburt wird häufig sehr mißverstanden und falsch gedeutet. Es werden auch Ersatz dafür und Fälschungen angeboten, die wir erkennen müssen. Die Neugeburt ist keine Verbesserung des alten Menschen. Römer 7,18-19 beschreibt, warum wir mehr als eine Verbesserung brauchen: „Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nicht Gutes. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“
Die Neugeburt besteht nicht darin, daß man sein Bestes gibt. Gottes Ansicht von unserem Besten ist in Jesaja 64,5[6] ausgedrückt: „Alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflätig Kleid.“ Die Neugeburt bedeutet auch nicht, daß wir einfach neu anfangen. Ebenso besteht sie nicht darin, getauft zu werden, sich einer Gemeinde anzuschließen oder gute Werke zu tun. Es ist möglich, alle diese Dinge zu tun und dennoch genauso verloren zu sein wie vorher. Dies sind einige der Fälschungen Satans, der froh wäre, wenn er uns glauben machen könnte, daß die Neugeburt eine Kombination dieser Dinge ist.
Was ist also die Neugeburt? Jesus sagt: „Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist“ (Johannes 3,6). Gleiches zeugt Gleiches. Wenn ein Kind geboren wird, beginnt ein neues Leben; doch ist dieser neue Mensch Fleisch, genau wie seine Eltern. In der gleichen Weise entsteht ein neues Leben im Geist, wenn jemand vom Geist Gottes neu geboren wird. Die Neugeburt ist einfach die Vermittlung eines neuen Geistes oder einer neuen Natur – Gottes eigener Natur – an denjenigen, der erneut gezeugt wird. Sie ist ein Werk Gottes, welches das Werk Satans im Herzen und Leben des an Jesus Glaubenden zerstört. Dadurch wird die sündhafte Natur gekreuzigt und Jesus Christus kommt ins Herz, um dort zu wohnen und zu herrschen.
Auf diese Erfahrung bezieht sich 1.Petrus 1,23: „Als die das wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichen Samen ... das da ewiglich bleibt.“ In Titus 3,5 heißt es: „Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit macht er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes.“ Die Neugeburt wird durch die Prophezeiung in Hesekiel 36,26-27 weiter erläutert: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; und ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und darnach tun.“
Aber wie entsteht ein solches Leben? Es kommt durch Glauben an Jesus Christus und Sein Werk am Kreuz zustande. Es entsteht nicht durch etwas, was wir selbst tun können. Das eifrigste Verlangen, die tiefste Erfahrung von der eigenen Sündhaftigkeit und Bedürftigkeit und das inbrünstigste Gebet können es nicht hervorbringen. Diese Dinge sind alle notwendig, aber es muß mehr als dies vorhanden sein. Es muß Glauben an das Sühnopfer des Herrn Jesus Christus auf Golgotha für die Sünde eines jeden Menschen vorhanden sein. Es muß die Annahme des Herrn als Heiland, das Bekenntnis und das Aufgeben der Sünde und die Annahme Seines Wortes im Gehorsam vorangehen. Es muß der vollkommene Wille zum Tun des Willens Gottes und Unterordnung Ihm gegenüber als Herrn in jeder Hinsicht, ohne Vorbehalte, vorhanden sein. Wenn das Herz so zum fruchtbaren Boden wird und den Samen des Wortes Gottes aufnimmt, kann der Geist den Samen beleben und neues Leben mit der göttlichen Natur hervorsprießen lassen.
Beim Empfang dieser Natur geht man von geistlicher Finsternis in geistliches Licht über, vom geistlichen Tod ins geistliche Leben. Somit bewirkt die Neugeburt eine Umkehr vom Dienst für Satan zum Dienst für Gott. Durch sie wird der Mensch in Gottes Familie aufgenommen, wodurch er Sein Kind und Erbe wird.
Als Kind Gottes erfährt der Mensch den Wandel seines ganzen Wesen, seiner Ziele und Wünsche im Leben. Während das Fleisch mit seinen natürlichen Neigungen immer noch vorhanden ist, verlangt das neue Leben nach der Überwindung aller sündhaften Neigungen. Es wird dazu durch die Macht des im Herzen wohnenden Heiligen Geistes befähigt.
Ein derart wichtiges Ereignis wird sich sichtlich auf das Leben auswirken. „Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“ (2.Korinther 5,17). Das Leben hat jetzt eine andere Bedeutung. Man kann reine Freuden und die natürlichen Wünsche des Leibes in der von Gott bestimmten Weise genießen. Jedoch sind die Ehre Gottes, die Ausbreitung Seines Reiches und das Wohl der Mitmenschen nun von höchster Bedeutung und nicht die Förderung des eigenen Ichs. Viele früher beliebten Dinge werden jetzt verabscheut, und Dinge, die früher nicht anziehend waren, werden jetzt geliebt. Der Neugeborene will Gottes Willen tun, Seinem Plan für das Leben folgen und Seine Gebote halten. Er hat Liebe für alle Menschen und sorgt sich um ihr Heil. Er sucht Möglichkeiten, Gutes zu tun. Er erfreut sich am Bibelstudium, dem Gebet und der Andacht.
Wer diese Vorrechte der Gotteskindschaft wahrnimmt, kann mit dem Apostel Paulus in Galater 2,19-20 sagen: „Ich bin mit Christo gekreuzigt. Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben.“
Was ist nun das Los derer, die sich nicht zu Gott bekehren, die Neugeburt nicht erleben und keinen Gehorsam gegen Sein Wort leisten? Offenbarung 20 beschreibt die Ereignisse der nahen Zukunft. Eine Versammlung der Toten, groß und klein, wird stattfinden. Sie stehen vor Gott, und die Bücher werden aufgeschlagen, in denen die Taten jedes Menschen aufgezeichnet sind. Auch das Buch des Lebens. Jeder wird nach den Dingen gerichtet, die in diesen Büchern stehen. Das Kapitel endet: „Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod. Und so jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.“
Unter welcher Gruppe wirst du dich befinden – unter denen, die zweimal geboren sind, oder unter denen, die zweimal sterben? Zu wem du gehören wirst, hängt von der Wahl ab, die du in diesem Leben triffst. Noch lebst du in der Zeit der Gnade und der Gelegenheit, deine Wahl zu treffen. Aber wir müssen uns an zwei Tatsachen erinnern. Erstens haben wir keine persönliche Verheißung, daß es ein Morgen für uns gibt. Zweitens können die zukünftigen Ereignisse, die oben erwähnt wurden, jederzeit beginnen, wenn die Zeit, wie wir sie kennen, zum Ende gebracht wird. Deine ewige Bestimmung ist dann für immer besiegelt! Jetzt ist die Zeit, um Gott zu erlauben, dich durch die Neugeburt zu einem neuen Menschen zu machen!